Kri­sen­fes­tig­keit und Frei­heit: De­zen­tra­li­sie­rung

“No­body is co–or­di­nat­ing, every­thing is hap­pen­ing.”

No­body­Cari­bou1

Um was es geht

Sys­te­me und Kri­sen

Men­schen le­ben in Sys­te­men. Wirt­schaft, der Staat, Re­li­gi­on – al­les kann aus sys­temi­scher Per­spek­ti­ve be­trach­tet wer­den. Sys­te­me, die Men­schen in­vol­vie­ren, sind so­ge­nann­te agen­ten-ba­sier­te Sys­te­me: Ein Agent ist eine au­to­nom han­deln­de Enti­tät. Men­sch­li­che Sys­te­me er­fül­len Funk­tio­nen für die dar­in agie­ren­den Agen­ten.

Auch “Kri­se” ist ein sys­te­mi­scher Be­griff – eine Kri­se ist eine Ver­än­de­rung – herbei­ge­führt durch en­do­ge­ne oder exo­ge­ne Fak­to­ren – die dazu führt, dass das System sei­ne Funk­ti­on nicht mehr oder nicht hin­rei­chend er­füllt.

Was wir im Rah­men der Co­ro­na-Kri­se be­ob­ach­tet ha­ben, ist ein Sys­tem­ver­sagen: die maß­geb­li­chen In­sti­tu­tio­nen ha­ben ihre Funk­tio­nen nicht er­füllt; zur Gesund­heits­kri­se ist eine Ge­sell­schafts­kri­se hin­zu­ge­kom­men.

Wie baut man ro­bus­te Sys­te­me, die Kon­takt mit Kri­sen über­ste­hen? Wie funktio­nie­ren men­sch­li­che Sys­te­me, und was bringt sie dazu, ih­ren Zu­stand zu ver­ändern?

Ge­ra­de in De­mo­kra­ti­en wird das Un­ge­mach klei­ne­rer Kri­sen ger­ne ver­mie­den und durch “Wei­ter­spie­len des Bal­les” in die nächs­te Run­de über­gan­gen – was große syste­mi­sche Ri­si­ken auf­baut, die je­der­zeit durch ei­nen “Black Swan” – ein un­vorher­seh­ba­res Er­eig­nis – aus­ge­löst wer­den kön­nen. In­so­fern nei­gen ge­wis­se Ge­sellschafts­for­men zu un­güns­ti­gen Ri­si­ko­ver­tei­lun­gen.

De­zen­tra­li­sie­rung

De­zen­tra­li­sie­rung ist nicht für alle Sys­te­me wich­tig und ziel­füh­rend. Zu klä­ren ist, wo im po­li­ti­schen Pro­zess De­zen­tra­li­sie­rung eine Rol­le spie­len soll. Auch was ein de­zen­tra­les Sys­tem ist, ist oft nicht ein­deu­tig und hängt von den Funk­tio­nen des Sys­tems ab.

Funk­ti­ons­ge­win­ne von de­zen­tra­len Sys­te­men sind:

  • Aus­fall­si­cher­heit, Ro­bust­heit
  • An­pas­sung, Wett­be­werb und Evo­lu­ti­on
  • Aus­gleich von In­di­vi­du­um und Grup­pe (als in­ter­es­san­tes Bei­spiel kön­nen hier An­sät­ze der Amish die­nen)
  • Ver­mei­dung von Zen­sur
  • Pri­va­ti­sie­rung und Markt

Ein his­to­ri­sches Bei­spiel für die in­no­va­ti­ve Kraft de­zen­tra­ler Struk­tu­ren ist die Re­nais­sance, ge­bo­ren in den un­über­sicht­li­chen Macht­ver­hält­nis­sen ita­lie­ni­scher Stadt­staa­ten.

Frei­heit, De­mo­kra­tie und Par­ti­zi­pa­ti­on

Die Fra­gen der De­zen­tra­li­sie­rung und die ak­tu­el­le Ge­sell­schafts­kri­se wirft auch span­nen­de Fra­gen für das Mo­dell der De­mo­kra­tie auf, de­ren in­hä­ren­tes Pro­blem die zu gro­ße Dis­kon­tie­rung der Zu­kunft und Ver­mei­dung von kurz­fris­ti­gen An­strengungs­pro­zes­sen ist.

Die Par­tei­en­de­mo­kra­tie hat die Ge­wal­ten­tei­lung wei­test­ge­hend auf­ge­ho­ben; durch groß­zü­gi­ge Me­di­en­för­de­rung ist auch die kon­trol­lie­ren­de Funk­ti­on der “vier­ten Ge­walt” ver­lo­ren ge­gan­gen. Wie kann in Zu­kunft eine Macht­kon­zen­tra­ti­on, die auf fak­ti­scher Ebe­ne die “checks and ba­lan­ces” der Ver­fas­sung aus­he­belt verhin­dert wer­den?

Von zen­tra­ler Be­deu­tung, auch im eu­ro­päi­schen Kon­text, ist die Rol­le des Geldes – ge­nau­er ge­sagt – des Zen­tral­bank­gel­des und wie da­durch so­wohl Markt als auch de­mo­kra­ti­sche Par­ti­zi­pa­ti­on ver­hin­dert wer­den. Mo­der­ne Olig­ar­chen – ge­mein­hin be­kannt als “Phil­an­thro­pen” –zer­stö­ren durch ihr Mes­sa­ging über Zen­tral­bank­geld an­ge­kauf­te Me­di­en­häu­ser iden­ti­täts­stiften­de Struk­tu­ren auf al­len Ebe­nen und füh­ren zu apa­thi­schen Staats­bür­gern. Auch hier ist eine De­zen­tra­li­sie­rung des Nar­ra­ti­ves an­zu­stre­ben.

Was ist zu tun?

1. Aus­ar­bei­ten von Po­si­ti­ons­pa­pie­ren.

Der ers­te Schritt ist Kon­kre­ti­sie­rung der Pro­blem­stel­lung auf die ak­tu­el­len glo­ba­len und ös­ter­rei­chi­schen Ver­hält­nis­se. In Po­si­ti­ons­pa­pie­ren soll eine theo­re­ti­sche Grund­la­ge wie auch Grund­la­ge für prak­ti­sche Vor­schlä­ge ge­lie­fert wer­den. An­ge­strebt wer­den kur­ze Po­si­ti­ons­pa­pie­re, die dann Prak­ti­kern zur Ide­en­findung für Um­set­zungs­mög­lich­kei­ten vor­ge­legt wer­den kön­nen, aus de­nen dann in wei­te­rer Fol­ge Hand­lungs- und Richt­li­ni­en­emp­feh­lun­gen er­fol­gen kön­nen.

2. Di­dak­ti­sche Auf­be­rei­tung.

Er­geb­nis­se der Ar­beit sol­len di­dak­ti­sch auf­be­rei­tet wer­den, um es ei­ner brei­te­ren Öf­fent­lich­keit als Dis­kus­si­ons­grund­la­ge zur Ver­fü­gung zu stel­len. Nur so kann es in den po­li­ti­schen Pro­zess ein­flie­ßen. Prä­sen­ta­ti­ons­un­ter­la­gen wie auch Kunst­pro­jekte, Vi­de­os und Vi­sua­li­sie­run­gen sind an­ge­dach­te Mit­tel.

3. Ein­fluss­nah­me und Um­set­zung.

Im letz­ten Schritt sol­len na­tür­lich ins­be­son­de­re mit de­nen in Auf­bruch Ös­ter­reich er­folg­ten Ver­net­zun­gen kon­kre­te Um­set­zun­gen der De­zen­tra­li­sie­rung in Wirtschaft, Po­li­tik, Ge­sell­schaft, Kom­mu­ni­ka­ti­on etc statt­fin­den. De­zen­tra­li­sie­rung (und in Fol­ge Kri­sen­fes­tig­keit und Frei­heit) soll bei den Men­schen an­kom­men.

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1 Bitcoin & The Cana­di­an Truck­ers with Greg Foss & No­body­Cari­bou, Feb 7, 2022. You­tube inter­view auf “What Bit­co­in did”.

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